Andacht zum Sonntag Rogate von Marcel Tappert – 17.05.2020

Sie sind zurück – Kirchliche Betrachtung zum nächsten Sonntag
Bereits vor einigen Tagen habe ich sie gehört. Sie sind zurück, die Flugkünstler mit ihrem lauten Gekreische. Für ein paar Wochen werden sie in Fabrikruinen und auf Hausdächern wohnen und dann geht es bald wieder auf die Reise bis nach Südafrika. Während ihrer langen Flugreisen können sie mit einer Hirnhälfte schlafen und mit der anderen aktiv sein, las ich. Die Mauersegler, es sind kleine leichte Lebenskünstler und jetzt kommen sie zurück und werden bis Anfang August bleiben. Plötzlich sind sie da, an ihren Rufen bemerke ich es. Sie sind zurück, herzlich willkommen. Unser kommender Sonntag lädt auch zur Rückkehr in einen leisen oder gemeinschaftlichen Ruf ein. Sie kommen zurück die alten und oft zitierten Worte. Sie ziehen um die Welt und wirken hier und da. Gleichzeitig haben sie schon alle möglichen Krisen überlebt. Es sind die Gebetsworte der Gläubigen, in der Kindheit gelernt, von den Eltern oder der Oma am Bett vorgesprochen. Am Sonntag werden sie ganz bewusst zitiert. „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft“ schreibt ein Psalmsänger und führt uns zurück in die Möglichkeit mit Gott in Kontakt zu kommen. Im Predigttext heißt es dann ganz anders und noch viel einfacher „Vater unser im Himmel“ und spätestens dann sind sie zurück die Worte, die schon so viel erlebt und überlebt haben. Wir dürfen uns an diese Worte erinnern, wir dürfen lernen sie zu pflegen und sie auch in uns wachrufen. Immer wieder begegnen mir Menschen, die es üben und diese alten Worte in ihren Tagesablauf einbauen. Damit sind diese Gebetsformen eben auch zurück und fliegen in den Himmel, erreichen Herzen und trösten. Worte wie „geheiligt werde dein Name“ oder „Unser tägliches Brot gibt uns heute“ aber auch „vergib uns unsere Schuld“. Sie reisen um die Welt, diese Worte und haben uns und Gott als Ziel. Wenn wir sie aussprechen verändern wir die Atmosphäre und geben manch gefühlter Heimatlosigkeit auf der Lebensreise einen Sinn. Übrigens die Mauersegler sind „ruffreudige“ Wesen. Das wäre doch ein Impuls und ein Lernen für uns, wenn wir uns auf die alten Worte besinnen. Freudige Gebetsrufe wie eben das alles umfassende „Vater unser im Himmel!“
Herzliche Grüße,
Marcel Tappert
Pastor Ev.-meth. Kirche

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